Office-Eye-Syndrom

Die Augen und der Tränenfilm

Der Begriff „Office-Eye-Syndrom“ benennt ein durch langanhaltende Arbeitsweise vor dem Bildschirm verursachtes Augenleiden. Durch die hohe Konzentration reduziert sich häufig der Lidschlag, was langfristig zu trockenen Augen führen kann. In der Literatur wird dieses Krankheitsbild auch als „Sicca-Syndrom“ bezeichnet. Von diesem Syndrom sind Schätzungen zufolge etwa 10% der Bevölkerung betroffen, damit gehört es zu den häufigsten Erkrankungen der Augen. Die Symptome sind leider irritierend vielfältig, zur Behandlung greift man aber meist auf die beiden Hauptursachen des trockenen Auges zurück: zum einen die verminderte Tränenfilmproduktion (hyposekretorische Form), zum anderen die erhöhte Verdunstung des Tränenfilms (hyperevaporative Form). Dabei treten Fälle aus der ersten Gruppe in der Praxis seltener auf, oft gibt es auch Mischformen.

Bild mit einem gesunden Auge und einem roten trockenem Auge.

Zahlreiche Forschungen haben ergeben, dass – unabhängig von der initialen Ursache – die Kombination aus verminderter Tränenfilmproduktion und stellenweisem Austrocknen der Hornhautoberfläche einen lokalen Entzündungsprozess in Gang setzen – daher stammt auch das typische Erscheinungsbild der roten, gereizten Augen.

Wie entsteht ein Office-Eye-Syndrom?

Weil der Tränenfilm ein Teil unseres Immunsystems ist – seine Aufgabe besteht darin, Pollen, Staubpartikel und Bakterien von der empfindlichen Augenoberfläche fernzuhalten – sind die Zusammenhänge zur individuellen Gesundheitssituation, Allergien, Unverträglichkeiten etc. sehr komplex. Zahlreiche Allgemeinerkrankungen, Erkrankungen der Augen und bestimmte Medikamente können mit einem trockenen Auge assoziiert sein.

Allgemein kann aber gesagt werden, dass sich neben der mehrstündigen täglichen PC Arbeit auch andere Faktoren wie Abgase, trockene Heizungsluft, Klimaanlagen sowie falsche Ernährung und Stress negativ auf die Stabilität des Tränenfilms auswirken. Auch Kontaktlinsen können ihn strapazieren, weil sie direkt auf ihm aufliegen.

Wichtig ist es also, dem Ganzen vorzubeugen und durch einen guten Ausgleich von mehreren Seiten entgegenzuwirken!

Dem trockenen Auge vorbeugen

Bevor wir jedoch genauer auf mögliche Übungen eingehen, kann schon der normale Alltag augenfreundlicher gestaltet werden.

Die Ernährung spielt bei den Augen eine wichtige Rolle. Vielleicht haben Sie es sich schon gedacht: Ein guter Wasserhaushalt ist ganz entscheidend für viele Aspekte unserer Gesundheit und kann auch trockenen Augen vorbeugen. Als Faustformel täglich mindestens zwei Liter trinken – möglichst Wasser oder ungesüßten Tee.

Fotografie mit Scharfstellung und Fokus auf ein Glas Wasser.

Ein besonders wichtiger Nährstoff für unsere Augen sind die Omega-3-Fettsäuren: Sie sind wichtige Bestandteile der Seh- und Sinneszellen und außerdem in der stabilisierenden Lipidschicht des Tränenfilms enthalten, wodurch sie vor trockenen Augen schützen. Unser ganzer Organismus profitiert zudem von ihrer antioxidativen Wirkung. Die Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA finden sich vor allem in fettreichen Kaltwasserfischen, wie Lachs, Hering und Makrele. Die pflanzliche Omega-3-Fettsäure ALA kann durch Leinsamen, Walnüsse und Rapsöl aufgenommen werden.

Augentropfen bilden in der augenärztlichen Behandlung gegen trockene Augen die Basistherapie. In der Apotheke sind diese frei verkäuflich. Bei regelmäßiger Anwendung sollten die Tropfen kein Konservierungsmittel enthalten. Jeder Mensch und jedes Auge ist anders, daher gilt: ausprobieren und Erfahrungen sammeln.

Augentropfen werden in das Auge getropft

Wie Sie schon gelernt haben, ist Abwechslung und Bewegung für unsere Augen wichtig. Auch gerade der Wechsel zwischen Nah- und Fernsicht kann trainiert werden.

TIPP: Mit dem ‚Augenliegestütz‘ können Sie die Akkommodation trainieren. Halten Sie hierfür einen Stift vor Ihr Gesicht und fixieren Sie diesen. Nun bewegen Sie Ihre Hand immer weiter von Ihnen weg und wieder so lange näher zu Ihnen heran, wie Sie den Stift angenehm fixieren können. Diese Bewegung können Sie ein paar Mal hintereinander machen.

Unsere Augen sind darauf ausgelegt, dass die Blickrichtung ständig variiert und das Auge so gut wie nie stillsteht. In unserem Alltag ist jedoch genau das Gegenteil der Fall – wir haben die meiste Zeit einen sehr starren und monotonen Blick.

TIPP: Lassen Sie Ihre Augen im Alltag immer mal wieder wandern und schauen Sie nicht automatisch auf Ihren Bildschirm. Versuchen Sie, das mit einer Tätigkeit zu verbinden, die sich bei Ihrer Arbeit sowieso ergibt (bei Calls und Meetings / während eines kurzen Wartens / wenn Sie einen Text tippen etc.) Dafür können Sie auch eine Figur, einen Bilderrahmen oder irgendetwas, was Ihren Blick auf sich zieht neben dem Bildschirm positionieren, um sich durch einen Blick darauf immer wieder der elektronischen Welt zu entziehen.

Der Blick in die Ferne wird bei den meisten sowohl in der Arbeit als auch im Alltag vernachlässigt. Wenn Muskeln jedoch nur in einer Weise beansprucht werden (der Nahsicht), wird diese Einstellung vom Gehirn als die wichtigere abgespeichert, der Wechsel des Fokus auf Fernsicht fällt dann auch auf der muskulären Ebene schwerer.  In der Wissenschaft ist dieses Phänomen als „scheinbare Kurzsichtigkeit“ bekannt.

TIPP: Positionieren Sie einen Gegenstand, den Sie gerne anschauen (z.B. ein Urlaubsbild vom Strand) an die Wand, die Sie ansehen, wenn Sie über den Bildschirm hinweg schauen. So kommen Ihre Augen ganz automatisch immer wieder in eine Fernsicht.